Page 4 - Mercedes-Benz BKK Geschäftsbericht 2022
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Vorwort
Toralf Speckhardt, Vorstand der Mercedes-Benz BKK
Das von der Politik angekündigte nachhaltige Konzept zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wurde nicht, wie gesetzlich festgeschrieben, zum 31. Mai 2023 vorgelegt. Als einzige Maßnahme in dieser Hinsicht war aus dem Hause Lauterbach eine Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags zum Jahresbeginn 2024 zu vernehmen. Die grundlegende Aufgabe, nämlich die Sicherung der GKV-Finanzie- rung, ist damit nach wie vor unerledigt und bedarf dringend einer Lösung.
In diesem Punkt sind sich die gesetzlichen Kranken- kassen einig. Konstruktive Vorschläge der Kassen gibt es jedenfalls zuhauf. Diese zielen in Richtung eines umfassenden Maßnahmenpakets sowohl auf der Einnahmen- wie auf der Ausgabenseite: Zu nennen wären beispielsweise kostendeckende Beiträge für Bezieher von Bürgergeld, die generelle Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arznei- und Hilfsmittel sowie die Dynamisierung des Bundeszuschusses für die GKV zur Kompensation versicherungsfremder Leis- tungen. Außerdem fordern die Kassen wieder mehr Möglichkeiten zur Steuerung von Wirtschaftlichkeit
und Qualität in der Versorgung ein, etwa bei der Vertragsgestaltung und Krankenhausrechnungsprü- fung. Auf diese Weise könnte die Versorgung stärker an so wichtigen Kriterien wie Bedarfsgerechtigkeit, Qualitätsverbesserung und Transparenz ausgerichtet werden. Die Ideen sind umrissen – nun ist der Minister am Zug.
Und die Zeit drängt. Schon jetzt ist absehbar, dass der Beitragssatzdruck in der GKV weiterhin hoch sein wird. Je nachdem, welche Annahmen zugrunde gelegt werden, gehen Experten von einer Finanzierungs- lücke zwischen 7 und 14 Milliarden Euro aus, mit der sich die Krankenkassen im nächsten Jahr konfrontiert sehen. Und in den folgenden Jahren würde diese Lücke immer größer. Allein ein möglicher Beitrags- satzsprung von derzeit durchschnittlich 1,6 auf
2,3 Prozent würde im kommenden Jahr eine Mehr- belastung für die GKV-Beitragszahlenden von knapp 11 Milliarden Euro bedeuten. Ein nachhaltiges, vorausschauendes Konzept tut also not, damit nicht jedes Jahr aufs Neue in letzter Minute finanzielle Löcher gestopft werden müssen – häufig zulasten der Beitragszahlenden.
Richtig gutes Ergebnis
Schauen wir auf unsere eigenen Zahlen, so fällt der Blick auf ein richtig gutes Ergebnis für das Jahr 2022: 19,4 Millionen Euro Überschuss der Einnahmen.
Das war angesichts der herausfordernden Gesamt- gemengelage aus Krieg, Pandemie, Inflation nicht zu erwarten. Diese Momentaufnahme kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts tendenziell die gesundheitliche Versor- gung immer teurer und der Kostendruck steigen wird. Darauf müssen wir uns alle einstellen und die Politik wird Lösungen finden müssen, wie einer solchen Entwicklung begegnet werden kann. An der Beitrags- schraube lässt sich nicht unendlich drehen. Es gilt, unbequeme Fragen zu stellen danach, was wir uns auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung leisten
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